Bild

Nachdem wir schon sicher waren, die Hofnachfolger für den Ries-Hof gefunden zu haben, ist der Übernahmeversuch nun leider doch geplatzt. Hans und Bille werden den Hof in 2022 doch in eigener Regie weiterführen, und gemeinsam machen wir uns auf die Suche nach Junglandwirten für die Übernahme ab 2023. Bis dahin sind wir auch sicher, die Kaufgenehmigung von der Genehmigungsbehörde erhalten zu haben. Denn obwohl unser Modell einer Landbesitz-KG gemeinsam mit den bewirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern bisher überall durchging, hatte der Grundstücksverkehrsausschuss im ersten Anlauf die Zustimmung verwehrt. Nun werden wir die Verträge umgestalten und neu einreichen.
Dieses langwierige Prozedere und die damit verbundene unklare Situation war ein Hauptgrund für den Rückzug der jungen Familie, welche die langfristige Perspektive und Sicherheit für die Finanzierung des Investitionsbedarfs dringend benötigte. Auch die Schaffung von weiterem Wohnraum für die aussteigenden Bauern hatte sich verzögert. Da die Bedingungen auf Deutschlands besten Böden günstig sind und im Laufe des Jahres die Wohnsituation verbessert und der Kauf genehmigt sein wird, sind wir optimistisch bald neue junge Kulturland-Bäuerinnen und Bauern präsentieren zu können.
Der Ries-Hof ist ein vielseitiger bio-dynamischer Hof inmitten der leicht hügeligen Landschaft der Hildesheimer Börde. Eine Gegend die sonst bekannt ist für eine sehr intensive, konventionelle Landwirtschaft.
Der Vollerwerbsbetrieb produziert schwerpunktmäßig Feldgemüse (z.B. Möhren und Rote Bete für Völkel Säfte), Kartoffeln, Getreide, betreibt eine Bullenmast sowie einem kleinen Hofladen. Ökologisches und soziales Engagement standen seit der Gründung des Betriebes 1987 stets im Mittelpunkt.
Hans und Bille vor zehn Jahren auf dem Hof
Das abgebende Bewirtschafterpaar Hans Löhr und Sybille Kerber wollte gerne eine Übernahme durch außerfamiliäre Nachfolger möglich machen. Ihnen war es wichtig, dass die Flächen in all ihrer Vielfalt und Fruchtbarkeit dauerhaft erhalten bleibt. Sie wollten die Hofstelle und die landwirtschaftlichen Flächen nicht dem Höchstbietenden verkaufen, sondern entschieden sich den Hof zu einem Preis abzugeben der sich an ihren Bedürfnissen orientiert, um den Hof verlassen zu können.
In der Kulturland-Genossenschaft fand das abgebende Bewirtschafterpaar eine ideale Trägerschaft, um dies zu ermöglichen. Durch die Abfindung können sie den Hof schuldenfrei verlassen und ein Haus im Nachbardorf finanzieren und bekommen im Rahmen der Hofübergabe eine gesicherte Rente von der Kulturland eG.
In der Karte sind die Flächen, die zum Hof gehören, gelb markiert.
Auf dem Hof wurden Hecken und Feuchtbiotope angelegt um die natürliche Vielfalt zu fördern und die ausgeräumte Landschaft der Hildesheimer Börde zu begrünen. So wurden in den letzten 30 Jahren etwa 2,5 Kilometer 3-reihige Hecken sowie ein Feuchtbiotop angelegt. Hier wurde besonders darauf geachtet, eine Vielzahl blühender Sträucher und Bäume zu pflanzen.
Die vielfältige Fruchtfolge auf den Äckern wird durch Blühstreifen in Gehren und Vorgewenden sowie durch umfangreiche Zwischenfrüchte und Untersaaten ergänzt.
Durch die Kooperation mit einem benachbarten Bioland-Milchschafbetrieb konnte der große Anteil an Ackerkleegrasflächen und Zwischenfrüchten stets durch Beweidung wesentlich zum Humusaufbau beitragen. Desweiteren besteht eine langjährige Futter-Mist-Kooperation mit dem Demeter-Betrieb Gut Adolfshof.
In Zusammenarbeit mit den benachbarten Biobetrieben wurde die Bullenmast auf die vom Aussterben bedrohten Rassen Harzer Rotvieh und Norddeutsches Niederungsrind konzentriert.
Der Betrieb baut im Gemüsebau ausschließlich samenfeste Sorten der Kultursaat e.V. an. In Zusammenarbeit mit den Kultursaat-Züchtern werden jedes Jahr Erprobungsflächen verschiedener Sorten angelegt. Im Getreidebau werden ebenfalls nur Sorten aus biologisch-dynamischer Züchtung angebaut, der Dinkel wird seit 15 Jahren zu einer Hof-Sorte nachgebaut.
Der Betrieb wird vollständig mit Ökotrom versorgt und überwiegend mit Hackschnitzeln geheizt. Das nötige Erdgas wird ausschließlich aus Abfallstoffen gewonnen. Zudem produziert der Hof Strom aus einer 60 kW Photovoltaik-Anlage.
In den letzten beiden Jahren wurde ein Geflüchteter aus dem Sudan im Rahmen der 3-jährigen biologisch-dynamischen Ausbildung zum Landwirt ausgebildet.
Mit den Waldorfschulen Hannover, Hildesheim und Braunschweig besteht eine Zusammenarbeit bei den Landwirtschafts-Praktika. Der Waldorfkindergarten Hildesheim kam bisher jährlich zum Kartoffel-Rode-Erlebnistag. In der Regel wurden jedes Jahr 1-2 Lehrlinge ausgebildet.
Mit den benachbarten Bio-Betrieben gibt es einen regelmäßigen Warenaustausch. Für die Solawi Adolphshof und die Solawi Hannover werden Kartoffeln und andere Lagergemüse angebaut.
Seit 11 Jahren lädt der Hof jedes Jahr Freunde, Kollegen und Leute aus dem Umkreis des Hofes zu einem Singwochenende ein: „Singen für Orte“
Die Kulturland eG ist eine Gemeinschaft von Bäuerinnen und Bauern und Bürgerinnen und Bürgern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, landwirtschaftliches Land aus der Spekulation zu befreien. Mit dem Geld aller Genossinnen und Genossen erwirbt die Kulturland eG landwirtschaftliche Flächen, um sie im Sinne einer modernen „Allmende“ langfristig zu sichern und zu günstigen Konditionen an Höfe, die ökologisch wirtschaften und sich darüber hinaus sozial öffnen und bewusst in ihre Region einbinden, zu verpachten.
Zunehmend erreichen uns Anfragen von Bäuerinnen und Bauern, deren Kinder den Hof nicht übernehmen wollen, denen aber die Fortführung ihres Hofes ein großes Anliegen ist. Sie würden gerne eine Übernahme durch außerfamiliäre Nachfolger möglich machen. Gleichzeitig ist klar, dass ihnen die Nachfolger den Hof nicht einfach abkaufen können, da der Preis schlicht zu teuer wäre. Verschenken können die Hofabgeber den Hof aber auch nicht, denn die landwirtschaftliche Rente reicht nicht aus.
Seit 2019 übernehmen wir daher auch ganze Höfe und garantieren dabei den ausscheidenden Bäuerinnen und Bauern eine angemessene Altersversorgung.
Die Kulturland eG übernimmt die Rolle des langfristigen, treuhänderischen Eigentumsträgers für den Hof und stellt diesen Hof jungen, engagierten Bäuerinnen langfristig zur Verfügung.
Mehr Informationen dazu findest du hier auf unserer Seite zum Hofübergabe-Modell.
Seit Ausbruch der Weltfinanzkrise 2008 fließt immer mehr Spekulationsgeld von außerlandwirtschaftlichen Investoren in Äcker, Grünland und Wald als sicheren Hafen für ihre Geldanlage. Als Folge haben sich die landwirtschaftlichen Bodenpreise in Deutschland alleine in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt.
Heutige Hofübernahmen sind so häufig mit jahrzehntelanger Verschuldung verbunden oder finanziell untragbar. Obwohl Nachwuchs an motivierten, kompetenten Menschen in der Landwirtschaft vorhanden wäre, verfügen diese nicht über das notwendige Kapital, um Höfe und Land zu übernehmen. Bestehende Höfe stehen in einem unaufhörlichen finanziellen Überlebenskampf. Die Folge davon ist, dass immer weniger Menschen mit immer größeren Maschinen immer größere Flächen bewirtschaften. Soziale und ökologische Gedanken finden in dieser Art der Landwirtschaft keinen Platz.
Wenn Bäuerinnen und Bauern sich selbst, ihre Tiere und Pflanzen und den Boden ausbeuten müssen, dann zahlen wir alle den Preis dafür, denn Landwirtschaft ist Gemeingut. Unser aller Gesundheit, individuell und als Gesellschaft, hängt daran, dass wir heute und für Generationen eine gesunde, vielfältige und handwerkliche Landwirtschaft betreiben.
Um der Spekulation mit landwirtschaftlichem Land Einhalt zu gebieten, wurde die Kulturland-Genossenschaft ins Leben gerufen. Über die Kulturland eG können Kundïnnen, Bürgerïnnen und Freunde gemeinschaftlich Eigentümerïnnen von Boden werden. Dieser Boden wird so dem Spekulationsmarkt entzogen und langfristig an ökologisch wirtschaftende und regional eingebundene Betriebe verpachtet.
Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung braucht jeder von uns 2.000 qm Landwirtschaftsfläche. Wäre es nicht schön zu wissen, was dort passiert, wer das Land bewirtschaftet, wie damit umgegangen wird?
Die Kulturland-Genossenschaft ermöglicht es Dir, für Deine 2000 Quadratmeter – oder weniger, oder mehr – reale Verantwortung zu übernehmen. Ein Genossenschaftsanteil kostet 500 Euro und sichert so 500 qm langfristig für den Arche-Wilhelminenhof. Um “Deine” 2000 Quadratmeter zu sichern müsstest du 4 Anteile erwerben. Aber gern auch mehr: für Deine Kinder, Eltern, Freunde...